Historischer Rückblick 70 Jahre SV Eintracht Nordhorn – Ein Blick zurück auf erfolgreichen Fußball in der Region

Von Michael Siemer

29. Dezember 1945. Der zweite Weltkrieg war zu Ende, nur langsam normalisierte sich das Leben in einem in Trümmern liegenden Deutschland. Nordhorn und die Grafschaft Bentheim hatte es zwar nicht ganz so schwer getroffen, wie andere Regionen des Landes, aber auch hier hatte die Bevölkerung noch unter den Nachwehen der zurückliegenden Jahre zu leiden. Millionen Menschen zogen verirrt im Land umher, hatten ihre Heimat verloren und suchten nach einer neuen Lebensgrundlage, neuen Perspektiven, einer neuen Heimat.

Und auch der Sport hatte es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Alle Vereine waren de Facto aufgelöst, ein Deutscher Fußballbund bestand nicht mehr. Das galt natürlich auch für Nordhorn. Erst Ende 1945 war es wieder möglich, neue Vereine ohne allzu große Probleme ins Leben zu rufen. Der SV Eintracht war der erste Sportverein in Nordhorn, der nach dem Krieg gegründet wurde. „Tatenfrohe junge Männer wollten auch sportlich nicht auf der Bärenhaut liegen bleiben“, stand in der Festschrift zum 10. Vereinsjubiläum 1955 zu lesen. Sie trafen sich, besprachen die Lage, ein Ball und Fußballschuhe waren auch noch da. Um Friedel Götz versammelten sich zunächst meist frühere Angehörige der verschwundenen Nordhorner Vereine. Rasfeld, Conradi, Snippe, Giese, Slagelambers, Schade, Koersen, Timmer, Meer und andere bildeten bald eine Art Privatmannschaft, fuhren mit dem Rad nach Schüttorf und begannen so zunächst einen wilden Spielbetrieb. Trainiert wurde vor allem auf Rigterinks Wiese, an der Denekamper Straße. Alte Sportbegeisterte standen ihnen zur Seite, z. B. Köhler, Fritz Witte, Dr. Seifert, und andere, zu denen Fritz Ebers, Gerd Klefing, Bernhard und Heini Korte stießen.

Die Gründung

Nach einem Spiel Bocholter Gäste in Nordhorn machten sich deutlicher die Bestrebungen auf Wiedergründung der einstiegen Nordhorner Vereine bemerkbar. Die Mannschaft, die sich gerade gebildet hatte sagte aber: „Wir bleiben zusammen!“ Damit war die Eintracht quasi geboren. Am 29. Dezember 1945 traf man sich schließlich zur eigentlichen Gründungsversammlung des neuen Sportvereins im Speiseraum des Belegschaftshauses der Firma Niehues und Dütting, der früheren Wasserturmschule zusammen. Der Sportverein 45 Nordhorn war unter großem Jubel geboren. Eine  heute an die großartigen Erfolge dieses Vereins heranreichen können.

70 Mitglieder umfasste der neue Sportverein, der dann rasant wuchs. Fritz Ebers war der erste Vorsitzende, H. Lucht, 2. Vorsitzender, und Gerd Klefing der 1. Schriftführer. Friedel Götz wurde Fußballfachwart, Fritz Witte übernahm die Handballabteilung, Lucht nahm die Turnabteilung unter seine Fittiche, Kreimeyer die Wassersportler, Linksaußen Koersen belegte die Kassenführung mit Beschlag, und mit großer Begeisterung machte sich der neue Verein ans Werk.

Sportlich von Null auf Hundert – Fuhry eine prägende Figur

Sportlich war der Auftakt beeindruckend und lädt ein zum Schmunzeln: Nach fünf Spielen in der wieder gegründeten Kreisklasse Bentheim wollte man in der Liga schnell vom übermächtigen Neuling nichts mehr wissen. Nach einigen Verhandlungen wurde er einfach und völlig unbürokratisch in die Bezirksklasse Emsland aufgenommen, wo er „eine scharfe Klinge schlug!“ Der Siegeszug des SV 45 Nordhorn begann mit der Meisterschaft in der Bezirksklasse Emsland. Nach 18 Spielen war der als SV 45 Nordhorn gestartete Verein, als SV Eintracht Nordhorn mit 55:22 Toren und 27:9 Punkten Meister der Bezirksklasse Emsland, in der kurioserweise auch Arminia Ochtrup, Vorwärts Gronau, der FC Epe und der BV Rheine spielten. Aus dem SV 45 war als inzwischen der Sportverein Eintracht Nordhorn geworden. Initiator der Namensänderung war ein Mann namens Ernst Fuhry. Ein Mann, der die Entwicklung des Vereins maßgeblich beeinflusste und dessen Namen viele Nordhorner noch heute mit dem SV Eintracht verbinden und der sogar beim Deutschen Fußballbund eine treibende Kraft und Förderer des Fußballs war. Fuhry war Sportlehrer in Berlin, einer nahezu vollständig zerstörten Stadt. In einer außerordentlichen Generalversammlung im Frühjahr 1947 im Gründungshaus des Vereins, machte er den Vorschlag, den „zu allgemeinen Namen“ des Sportvereins um einen eigentlichen Namen zu ergänzen. Eintracht! Gleichzeitig legte er den erwartungsfrohen Mitgliedern einen Vorschlag für ein Vereinswappen vor. Er zeigte das aus dem Schoße des „Nord-Horns“ emporsteigende „E“, getreu dem Wahlspruch des Vereins „Eintracht empor“. Begeistert wurden die Vorschläge angenommen, und von da an wurde auch im Sprachgebrauch aus dem „SV 45“ die Eintracht.

Die erste Heimstätte am Stadtring

Gespielt wurde zunächst im Stadion am Stadtring, dort, wo heute die Ruine des Nordhorner Hallenbades steht. 1951 zogen sie auf einen Schlackeplatz am Heideweg um. Hier fand der Verein nun eine neue und endgültige Heimat. Allerdings mussten sich die Spieler anfangs in einer behelfsmäßig umgebauten Garage bei der Gaststätte Hillen umziehen. Sie ist heute das Vereinsheim des Schützenvereins „Zur Blanke“. 1952 wurde eine Baracke am Platz als Umkleidemöglichkeit errichtet.

Das emporsteigende „E“ wurde zum Symbol des rasanten Aufstiegs – Teilnahme an der Deutschen Amateurmeisterschaft

Die Fußballer des SV Eintracht legte eine rasante Entwicklung hin. Der sportliche Aufstieg war atemberaubend. Ernst Fuhry, der übrigens auch das DFB-Wappen entwarf, hatte nicht nur einen neuen Vereinsnamen und das Vereinswappen nach Nordhorn gebracht, ihm folgten auch seine Berliner Jungs, deren Zukunft in Berlin in Trümmern lag. Sie kamen und blieben in Nordhorn. Sie gründeten Familien und fanden Arbeit, zumeist in der aufblühenden Textilindustrie Nordhorns. Hans Heyduck, de Becourt, Conradi, Clemens Heyduck, Schumann, Koersen, Steinkühler, „Männe“ Meer, Kroll, Busch, Rassfeld, Bänsch und Hagenstein schafften den ersten Aufstieg des Vereins. In den westfälischen Ligen, den der SV Eintracht zugeordnet war, kam allerdings der sportliche Aufstieg ins Stocken. Zu groß die Konkurrenz. Erst als die Eintracht in der Saison 1951/52 wieder in Niedersachsen spielte, stellte sich auch der Erfolg wieder ein. Vizemeister hinter dem VfB Oldenburg 1952 und schließlich Meister der Amateur-Oberliga Niedersachsen West 1953 mit 10 Punkten Vorsprung vor dem Titelverteidiger VfB Oldenburg. Das Team krönte die Leistung sogar noch mit der Niedersachsen-Meisterschaft. Das Spielchen wiederholte sich schließlich 1953/54 (wieder vor dem VfB aus Oldenburg) und 1954/55, dann vor dem TSV Havelse aus der Nähe von Hannover. Bis dahin hatte der Verein bereits zweimal um die Deutsche Amateur-Meisterschaft gespielt. Beim legendären Spiel gegen den SC Cronenberg 1951/52 scheiterte Heyduck, Conradi und Co. erst im Wiederholungspiel mit 0:1 und verpassten das Finale. Das Wiederholungsspiel in Cronenberg war für die Nordhorner Fußballfans von so großer Bedeutung, dass sich der Verein entschloss live vom Spiel zu berichten. In der Gastwirtschaft Hillen am Heideweg und in der Stadthalle an der Kriegerstraße gab es eine Direktübertagung. 50 Pfenning Eintritt mussten die Fans berappen. „Sie hingen aus den Fenstern“ berichten Zeitzeugen. Eine dritte Teilnahme um die „Deutsche“ sollte folgen. Die hervorragenden Leistungen der Eintracht-Kicker sprachen sich rum. Heinz Schumann kam am 30. Mai 1954 zu seinem ersten und einzigen Einsatz in der Deutschen Amateur-Nationalmannschaft. Mit von der Partie war bereits zum neunten Mal Alfred Post. Allerdings zum ersten Mal als Spieler des SV Eintracht. Zuvor verstärkte der die Mannschaft des Reydter SV.

Eintracht ein Magnet – Filialvereine wurden gegründet

Der Verein wuchs und wuchs. Die zahlreichen Spieler und Mannschaften zwangen den Verein auf Dauer, richtige Spielgelegenheiten für sie alle zu schaffen. Vierte, fünfte oder sogar, wie bei Schüler- und Jugendmannschaften des Vereins, sogar zehnte Mannschaft spielt auf Dauer niemand gerne. Ernst Fuhry und sein Fußball und vor allem auch seine erzieherische Funktion war für die Nordhorner Jungen wie ein Magnet. Viele Spieler, die dem Verein für die sportliche Zukunft gutes versprachen, waren dem Verein im Laufe der Zeit wieder verloren gegangen. Teils steckten sie auch ganz auf und spielten keinen Fußball mehr. Die Ausbildungsarbeit und ihre späteren positiven Auswirkungen drohten dem Club verloren zu gehen. Die rettende Idee der Vereinsführung um den sportlichen Leiter Ernst Fuhry war genial: Man gründete Kolonial- oder Filialvereine! In diesen konnten Spieler, die in unteren Mannschaften spielten, in einer ersten oder zweiten Mannschaft spielen. Anreiz zum Training Spiel blieben erhalten. Die Aussicht, auch Meisterschaften feiern zu können, steigerte die Leistung. Concordia und Weiße Elf schafften sofort Aufstiege. Zwar spielten die Spieler in ihren Vereinen und konnten nur unter Beachtung des Regelwerkes wechseln, doch trainierten sie meistens bunt gemischt zusammen. So fiel selten ein sehr guter Spieler durchs Netz.

Der Hamburger SV half

Nachdem Umzug vom Stadtring an den Heideweg stand dort ein Platz zur Verfügung. Das reichte natürlich für Eintracht, Concordia und Weiße Elf nicht. Durch Vermittlung des Mitgliedes Hillen gelang es, ein weiteres Grundstück neben dem bestehenden Platz zu bekommen. 21.600 Mark wandte der Verein an Geldern und Eigenleistung auf. Das Geld reichte nicht, den Platz fertig zu stellen. Ein sogenanntes Werbespiel gegen den Hamburger SV brachte schließlich einen finanziellen Erfolg und sofort machte man sich ans Werk, halbfertigen Rasenplatz fertig zu bauen , den Sand für die Zuschauerränge anzufahren und die bereits erwähnte Baracke zu bauen. Aus der Festschrift zur Platzeinweihung ist zu lesen: Obwohl Stadtrat und Stadtverwaltung schon viel für den Sportplatzbau in Nordhorn getan hat und dem Antrag des Vereins grundsätzlich bejahend gegenüberstand, konnten die Zuschüsse nicht sofort gewährt werden. Man nahm schließlich einen Kredit bei einer örtlichen Bank auf und die Stadt verbürgte sich. Die Zins- und Tilgungsleistungen waren jedoch erdrückend, sodass der Verein hoffte, dass die Stadt „wie bereits im ersten Halbjahr“ den Zinsendienst übernahm. – Das hat sich übrigends irgendwie in der späteren Geschichte noch mal wiederholt -. Zusammengefasst ergaben sich Aufwendungen von 53.400 Mark und die nicht unerwähnt gebliebenen 7.500 Arbeitsstunden.

Die Nordhorner erkannten an, dass der Verein mit der Fertigstellung von Platz und Kabinen eine enorme Leistung vollbracht hat. „Nordhorn kann stolz sein, eine Kampfbahn zu besitzen, die in der Niedersächischen Amateur-Oberliga kaum Ihresgleichen hat. Mit der Vergrößerung der Bernhard-Niehues-Kampfbahn hat Eintracht die Voraussetzung geschaffen, dass künftig auch größere Auswahlspiele in Nordhorn durchgeführt werden können. All dies wirkt sich auch zum Wohl der Stadt aus!“, schrieb der Verein in der Festschrift zur Platzeinweihung. Argumente, die wohl auch zum Bau der neuen Tribüne Jahrzehnte später gebracht wurden. Offiziell eingeweiht werden sollte der neue Platz dann am 14. August in einem Spiel gegen Preußen Münster. Doch das Wetter war so schlecht, dass man das Spiel um 4 Tage verlegen musste.

Sieg gegen den frisch gekürten Deutschen Meister – In 10 Jahren an die Spitze

Riesenjubel am Heideweg gab es bereits anderthalb Monate zuvor, denn am 27. Juni 1954 besiegte die Eintracht den frisch gebackenen Deutschen Meister Hannover 96 in der Bernhard-Niehues-Kampfbahnmit sage und schreibe 4:1. 8.000 Fans feierten die Tore von Witulski, Busch, Conradi und Müller. Der Ein echtes Ausrufezeichen, dem ein Jahr später der großartige und noch heute für viele Nordhorner im Gedächtnis gebliebene Aufstieg in die Oberliga Nord, der damals höchsten deutschen Spielklasse. Zuvor mussten die Mitglieder allerdings darüber entscheiden, ob man das Vertragsspielertum in Nordhorn wollte. Es war keine leichte Entscheidung für die Mitglieder. Man traute der Sache nicht. Kann der Verein das stemmen, war die bange Frage. 10 Jahre bestand der SVE und schon auf der großen Fußballbühne damaliger Zeit.

18.000 Fans am Heideweg – Uwe Seeler hatte keinen Spaß

Von 1955 bis 1959 lief bei der Eintracht in der Oberliga dann nicht alles nach Wunsch. Sportlich schwere Zeiten für die Weinroten. Aber viele Vereinsmitglieder erinnern sich noch mit Freude an den glänzenden 5:2-Auftaktsieg 1955 gegen Werder Bremen und die späteren beiden Unentschieden gegen den Topklub Hamburger SV. Uwe Seeler hat keine Freunde gegen die Eintracht. Legendär und oft erwähnt die Spiele gegen die Hansestädter vor bis zu 18.000 Zuschauer in der Bernhard-Niehues-Kampfbahn. Was man heute aus der Bundesliga kennt gab es in Nordhorn. Zahlreiche Busse brachte die Fans nach Nordhorn. Aber auch mit dem Fahrrad für man aus der ganzen Grafschaft und dem Umland in die Blanke. Übrigens: Auch den Hamburgern sind die Spiele gegen die Eintracht noch heute im wahrsten Sinne des Wortes „vor Augen“. Vor allem dann, wenn sie das HSV-Museum betreten. An einer großen Litfaßsäule prangen mehrere historische Plakate, die ein Oberligaspiel des großen HSV am Rotenbaum gegen die Eintracht aus Nordhorn ankündigen.

Was den Umgang mit erfolgreichen Trainern anging, agierten die Vereine schon damals nicht anders als heute. Die Ikone des Fußballsports in Nordhorn und Mann des sportlichen Fundamentes des Vereins, Ernst Fuhry musste nach all seinen Erfolgen seinen Hut nehmen. Es war das Jahr 1957. Er gab später noch ein kurzes Comeback, war aber nicht mehr zu bezahlen.

Länderspielstimmung und ein Münzwurf

Länderspielstimmung dann nochmal 1961. Nach zwei Unentschieden und einer „Pfennig-Entscheidung“, also einem Münzwurf, kam die vom ehemaligen Torjäger Heinz Conradi trainierte Truppe nun die Aufstiegsrunde. 10.000 Fans sahen das entscheidende Spiel und einen grandiosen 5:0-Sieg. Eintracht war wieder ganz oben. Allerdings nur für zwei Jahre, dann ging es wieder zurück in die Amateur-Oberliga, bevor die Chance auf den ganz großen Fußball für die Eintracht durch den DFB beendet wurde. 1963 startete die Fußball-Bundesliga. Eine der heute stärksten Ligen der Welt. Ein bisschen ist der SV Eintracht aber auch hier verewigt. Fragt Günther Jauch seine Rätselfreunde in der Sendung „Wer wird Millionär“ nach dem ersten Bundesligaspieler, der es schaffte einen lupenreinen Hattrick, also drei Tore in Folge zu erzielen, heißt die Antwort: Otto Geisert. Als Spieler des Karlsruher SC gelang ihm dieses Kunststück am 5. Oktober 1963 im Bundesligaspiel beim 1. FC Nürnberg zwischen der 55. und 90. Spielminute. Damit war er maßgeblich am 4:2-Auswärtssieg der Karlsruher beteiligt. Geisert erzielte für die Eintracht in der Oberliga in 30 Spielen sage und schreibe 20 Tore!. In diesem Jahr war die Not bei der Eintracht und dem Nachbarverein Sparta groß. Sportlich ging es bergab. Wieder einmal, wie schon Ende der fünfziger Jahre, war die Fusion der beiden fußballerischen Aushängeschilder der Stadt im Gespräch. Doch wieder setzten sich die Wiedersacher der Fusion durch. Wer weiß, was aus dem Fußball in Nordhorn geworden wäre, hätte man damals mehr Weitblick bewiesen.

Vier Eintrachtler schafften es in die Bundesliga

Neben Geisert schafften es später drei Spieler des SV Eintracht in die Bundesliga. Heinz Stauvermann war ein langjähriger Spieler des SVE, spielte zwei Jahre mit Rot-Weiß Essen Bundesliga. Er war in 67 von 68 Spielen der Essener in den Jahren 1969 bis 1971 dabei und erzielte als Defensivspieler sogar zwei Tore und legte einen Treffer auf. Noch heute wohnt Heinz in Nordhorn und ist Mitglied des SV Eintracht. Später war er sogar Trainer bei uns. Nur zu einem Auftritt brachte es Jugendnationaltorhüter Robert Frese für den SV Werder Bremen. Der arme wurde beim Stand von 2:7 in Frankfurt eingewechselt und musste noch zwei Mal hinter sich greifen. Sein Vater Jupp ist allen auch als Torhüter bekannt. Erfolgreicher war Paulo da Palma. Paulo wurde wie Robert in der Eintracht-Jugend groß und ging über die zweite Liga vom VfB Oldenburg über den VfL Osnabrück zum VfL Bochum. Mit ihnen stieg er auf und spielte zehnmal in der 1. Bundesliga in der Saison 1994/95.

Die Siebziger – auch eine erfolgreiche Ära

Gerne werden die sportlichen Erfolge des SV Eintracht auf die Ära der Vereinsgründer und ihrer Männer der ersten Stunde reduziert. Die Spiele gegen den Hamburger SV erfüllen die Vereinsmitglieder noch heute mit Stolz, sind für die vielen Kritiker des Vereins aber eher ein Beleg für die Träumereien der ewig Gestrigen im Verein.

Das besinnen auf die Tugenden der Vorfahren der nachwachsenden Generationen im Verein hat aber überdies immer dafür gesorgt, dass man am Heideweg ein Aushängeschild des Fußballs in der Grafschaft sein wollte. Das haben die Eintrachtler auch über Jahrzehnte geschafft. Die großartige Leistung der Weinroten endete keinesfalls 1963. Sie setzte sich über viele Jahre fort.

Wenn man über die DNA des Vereins spricht, steht immer das Streben nach maximalen sportlichen Erfolg, das Ziel die Nr. 1 im Kreis und der Region zu sein und natürlich eine gute Jugendarbeit. Letzteres geriet in den letzten Jahren immer weiter in den Hintergrund. Wenige engagierte Macher mussten maximales aufwenden, um mit dem Aushängeschild des Vereins, der ersten Mannschaft, erfolgreich zu sein. Ein Grund warum der Verein da steht, wo er heute steht.

Seine gute Jugendarbeit wurde dem Verein 1973 Jahren allerdings einmal zum Verhängnis. Der Verein scheitert an der Ausländerklausel. Trainer Martin Rattka, auch eine Persönlichkeit, die über Jahre immer wieder in Erscheinung trat, hatte im Saisonverlauf vier Ausländer in einem Spiel eingesetzt. Heinz Westerink und Heinz Holtkamp hatten einen holländischen Pass. Zwei Jungs aus Nordhorn, wer guckt da schon auf den Pass. Acht Punkte abgezogen und der Aufstieg in die höchste Amateurklasse verpasst. Der sollte aber in der Saison 1974/75 gelingen. Heinz Westerink, Peter Plüdemann, Heinz Kalter, Heinz Stauvermann, Heinz Deters, Hans-Georg Thier, Manfred Plüdemann, Reinhold Woyciechowski, Heinz Meyer, Norbert Jansen, Peter Starmann, Siegfried Colmer und Helmut Rehbock schafften den Aufstieg unter der Leitung von Trainer Hermann Michel.

Die Highlights im DFB-Pokal

In dieser Spielzeit durfte der SVE sogar zwei Runden im DFB-Pokal ran. In der ersten Runde besiegte die Mannschaft zuhause Westend Berlin mit 5:1, um dann in der zweiten Runde mit 0:2 bei Bayer Leverkusen auszuscheiden. Diese sehr erfolgreiche Phase der 1. Fußballmannschaft brachte in der Saison 1976/77 ein besonderes Highlight. Wieder war es der DFB-Pokal. In der 1. Runde musste der SVE beim Bundesligisten Eintracht Braunschweig antreten. Die hatten gerade den Weltmeister namens Paul Breitner von Real Madrid in die niedersächsische Provinz geholt. Jägermeister sei Dank. Der tröstete am Ende seines von den Medien stark beachteten ersten Auftritt im Trikot der anderen Eintracht, den armen, jungen Manni Plüdemann, der eine 1:10-Klatsche mit seiner Mannschaft einstecken musste. Erst 2008 schaffte es eine ganz junge Mannschaft der Eintracht, die fast ausschließlich aus ehemaligen Jugendspielern der Eintracht bestand, sich erneut für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Trainer Jochen Wessels war aufgrund der klammen Vereinskasse dazu motiviert, viele Jungs aus dem eigenen Verein zu bringen und die schafften im entscheidenden Spiel gegen, wie es das Schicksal will, der höherklassigen Eintracht aus Braunschweig nach Elfmeterschießen die sensationelle Qualifikation für den DFB-Pokal. In der folgende Saison 2008/2009 fand dann in der ersten Runde ein Fußballfest im neuen ausgebauten Eintracht-Stadion statt. Der SV Werder Bremen mit Trainer Thomas Schaaf zerpflückte die Eintracht mit 9:3. Es störte aber niemanden, es war ein tolles Spiel und Dennis Brode Herion Novaku und Bertino Nacar konnten sich für ihre Tore von sage und schreibe 9.000 Zuschauern feiern lassen. Ausverkauftes Haus. 45 Jahre nach dem Auftritt von Uwe Seeler und live auf Premiere im Fernsehen.

Profi-Trainer mit unterschiedlichen Erfolgen

1978/79 hatte die Eintracht einen hauptamtlichen Trainer. Erich Jordens hieß er und blieb nicht in besonderer Erinnerung. Ein netter Kerl, aber leider erfolglos. Man wusste nicht mehr so genau, ob er für die erste Mannschaft eingestellt wurde, oder als Tennislehrer der frisch gegründeten Tennisabteilung. Heinz Stauvermann löste ihn ab, als Jordens zum 1. FC Saarbrücken wechselte. Weggelobt sagt man da wohl. Allerdings zu spät. Der SVE verabschiedete sich 1981 nach sechs Spielzeiten fürs erste aus der höchsten Amateurliga, der Oberliga Nord.  Nach dem Aufstieg 1975 mussten die Weinroten den bitten Gang in die Verbandsliga antreten.

Eine weitere Trainergröße versuchte dann 1983 den Abstieg zu korrigieren. Hans-Dieter Schmidt. Der Mann war in Fachkreisen ein absoluter Topmann. Auch er lebte mehr oder weniger vom Fußball. Er trainierte alle größeren Mannschaften im Weser-Ems-Gebiet und war später Trainer der zweiten Mannschaft des FC Bayern München und tingelte als Trainer später buchstäblich um die Welt. Seine Mannschaft absolvierte ein Trainingslager in Dänemark, spielte tollen Fußball, schaffte den Aufstieg aber nicht. Dies gelang exakt vor 25 Jahren einem Mann, der aufgrund seines Personalausweises schon einmal einen Aufstieg verhindert hat. Der Mann mit dem holländischen Pass: Heinz Westerink.

Ein echter Eintrachtler macht es besser

Heinz Westerink war eine Größe beim SV Eintracht. Er spielte mit dem heutigen 2. Vorsitzenden Heinz Kalter 16 Jahre zuvor bereits in der höchsten Amateurklasse. In seiner ihm eigenen Art, mit viel Ehrgeiz, einer zuweilen knorrigen Art, aber mit einem klare Verständnis davon, was sein Team konnte und was nicht gelang ihm am 17. Juni 1990 der Aufstieg in die Oberliga nach neun Jahren Abstinenz. Zum Kader gehörten Spieler, wie Michael Krämer, Thorsten Arnemann, Olaf Kühlenborg, Dirk Scheffzcyk, Rainer Juds, Peter Dunajski, Berni Deelen, Siegmar Kröner, Franz Pley, Lambertus Keen, Gerd Möllermann, Rainer Beckemper, Matthias Mirtlj und ein gewisser Carsten Palstring, der in der 78. Minute des finalen Aufstiegsspiel beim VfB Lübeck das entscheidende 1:0 erzielte.

 2. Liga rückte in greifbare Nähe

Eintracht war wieder Drittklassig und kam 1992 sogar in „Gefahr“ einen Lizenzantrag für die 2. Liga zu stellen. Mit einer starken Defensive wurde unter anderem der heutige Bundesliga-Vizemeister VfL Wolfsburg zur Verzweiflung gebracht. Aber der SVE konnte das Niveau nicht halten und stieg drei Spielzeiten später wieder ab. Aller guten Dinge sind halt nicht immer drei! Im Zuge der x.ten Ligareform wurde Eintracht dann unter Trainer Heinz Kalter sogar bis in die fünftklassigkeit durchgereicht. Auch Trainer-Guru Hubert Hüring, der gerade seine Fußball-Lehrerlizenz an der Sporthochschule Köln errungen hatte, konnte den Klassenerhalt nicht mehr verhindern, stieg dann aber umgehend nach einer tollen Spielzeit wieder auf. In der neu gebildeten Verbandsliga West wird Eintracht auf Anhieb nach einer eindrucksvollen Saison Meister. Allerdings lief die Zusammenarbeit von Trainer Hubert Hüring und dem Vorstand um Mäzen und Vorsitzenden Heinz Buscher nicht ohne Spannungen, sodass Hüring noch vor dem Meisterschaftsgewinn seinen Hut nehmen musste. Wolfgang Schütte erledigte den Rest zum Titel und die Erfolgsgeschichte der 1990iger Jahre setze sich fort.

Schnell zurück auf Topnivau

Mit der Oberliga hielt sich die Eintracht dann nicht lange auf. Endete die erste Saison im Jahr des 50jährigen Vereinsjubiläums nach dem Betriebsunfall Fünftklassigkeit noch auf Platz 8, sollte schon 1996 der nächste Aufstieg folgen. 67:39 Tore und 59 Punkte. Acht Punkte Vorsprung auf den Vizemeister Arminia Hannover und die Fans feierten nach dem letzten Spiel beim TuS Lingen, welches das Team 4:2 gewann, ausgiebig mit hunderten Fans auf dem Eintracht-Platz die Rückkehr in die Drittklassigkeit. Die Spieler sind auch heute noch bekannt in der Grafschaft, viele trainieren heute Grafschafter Klubs und geben ihre großen Erfahrungen weiter. Carsten Minich, Ralf Cordes, Henning Schmidt, Gerd Heuermann, Dirk Scheffczyk und der neue Eintracht-Coach Deniz Baysoy. Aber auch ein Ayhan Özkan, Muhamet und Sefcet Lajci, Victor Carvalho, Ismet Cetinok, Franz Pley, Carstan Palstring, Christian Bouhier, George Middelhoff, um nur einige zu nennen, waren dabei. Auch in gewisser Gert Goolkate gehörte zur Erfolgsmannschaft. Über den aber später mehr.

Eintracht nun schon seit 50 Jahren das Aushängeschild des Grafschafter Fußballs

An dieser Stelle des Rückblicks wird deutlich, dass nicht nur die erste Dekade der Vereinsgeschichte außergewöhnliche Erfolge brachte. Eintracht Nordhorn hatte es 1997 tatsächlich wieder in die höchste Amateurklasse geschafft. Und das mit Spielern aus der Region und einem Großteil, der tatsächlich auch bei der Eintracht in der Jugend spielte. Eine Zeit, in der aber auch der Frust der Grafschafter Fußballvereine gegen den SV Eintracht wuchs. So recht erklären konnte man sich das nicht, denn die Spieler, die zum Teil bereits in der Jugend an den Heideweg wechselten, fühlten sich über viele Jahre hier wohl und brachte ihre Erfahrungen später oftmals wieder in die heimischen Vereine zurück. Wer konnte es eigentlich einem Spieler verübeln in der Regionalliga zu spielen. Die damals Verantwortlichen taten alles, um die Marke Eintracht Nordhorn auch in der Grafschaft positiv zu verkaufen, aber es gelang zu wenig. Ganz wenige, ehrenamtlich tätige Personen im Umfeld der Mannschaft schafften dabei aber eine außergewöhnliche, in der Grafschaft wenig anerkannte Leistung. Sie waren 1997 einer enormen Belastung konfrontiert, die nur durch guten Teamgeist, höchstem gegenseitigen Vertrauen  und einer unglaublichen Begeisterung für ihr Tun zu händeln war. Der Verein stand bundesweit wieder in den Gazetten und wenn es nur in den Tabellen war. Fußball-Fans aus dem ganzen Bundesgebiet forderten Fanartikel beim Verein ein, die es noch gar nicht gab. Der Verein stampfte ein Merchandising aus dem Boden, mit dem natürlich kein Geld zu verdienen war. Sportartikelausrüster buhlten um den Verein, Spielervermittler rannten den Verantwortlichen die Türen ein, Auflagen an Stadion und Budgetplanung waren zu erfüllen. Berufsgenossenschaft und Finanzamt forderte den Schatzmeister. Die Presse ging am Heideweg ein und aus und die Akteure um Präsident Heinz Buscher waren in Funk und Fernsehen Stammgast. Der NDR strahlte zu dieser Zeit jeden Sonnabend eine Livesendung aus den Stadien der Regionalliga aus. Um 17 Uhr am Sonnabend wurde Regionalliga-Fußball gezeigt und die Moderation erfolgte aus jeweils einem Stadion. Und da in Nordhorn beste Bedingungen herrschten und sich gute Kontakte entwickelten, moderierten Steffen Simon, Andreas Käckel und Co. aus Nordhorn. Der SV Eintracht hatte es in dieser Zeit leichter außerhalb der Grafschaft. Mit höchstem Respekt sprach man im Fußball-Norden über die Eintracht und auch in Westfalen war der Klub beliebt. In der Grafschaft schaffte sie den Fan-Durchbruch nicht.

Profis und Amateure in einer Liga – Die größtmögliche Diskrepanz in einer Liga

Wie groß die Diskrepanz an Professionalität in dieser Liga war und wie sehr man im Nachhinein den Hut vor den Akteuren des SV Eintracht ziehen muss, belegt allein die Abschlusstabelle der ersten Regionalliga-Saison der Eintracht: Meister wurde Hannover 96, vor Eintracht Braunschweig und dem VfL Osnabrück. Die ersten Mannschaften wohlgemerkt. Beim Meister spielte übrigens ein gewisser Dieter Hecking, Gerald Asamoah, Otto Addo, Fabian Ernst, Carsten Linke und so weiter. Dort, wo zig hauptamtliche Mitarbeiter für den Vereinsbetrieb verantwortlich waren, managten beim SV Eintracht ein fünfköpfiges Kernteam mit Heinz und Guido Buscher, Heinrich Klopmeyer, Michael Siemer und Hermann Snyders alles, was zum Regionalligabetrieb dazu gehörte.

Eine Anekdote: Hannover 96 kauft Eintracht das Heimrecht ab

Kleine Anekdote am Rande: Im Aufstiegsjahr musste die Eintracht schon einmal im Niedersachsen-Stadion zu Hannover gegen Hannover 96 ran. Im NFV-Pokalhalbfinale wurde die Partie Eintracht Nordhorn gegen Hannover 96 ausgelost. Der damalige Manager Franz Gerber bot der Eintracht an, das Heimrecht zu tauschen. Sportlich sah man in Nordhorn sowieso kaum Chancen, da lohnte sich schon ein Blick auf den Scheck, mit dem Gerber wedelte. Er garantierte der Eintracht, der ja die Hälfte der Zuschauereinnahmen zustand, einen Garantiebetrag in Höhe von 50.000 Mark. Peanuts für Hannover, eine Wahnsinnssumme für die Eintracht. Der Deal stand und die Bild-Zeitung in Hannover titelte: „96 kauft seinen Fans ein Heimspiel!“ Die Rechnung dürfte für 96 nicht sofort aufgegangen sein. Nur 3.000 kamen ins riesige Oval des Niedersachsen-Stadions, aber 96 gewann nach einem packenden Spiel mit 3:1, nachdem der SVE durch Muhamet Lajci sogar den Ausgleich geschafft hatte. Aber: 96 war für den DFB-Pokal qualifiziert. So ging dann doch die Rechnung Gerbers auf, denn man hatte höchsten Respekt vor dem SV E und fürchtete, eine schwierigere Aufgabe in Nordhorn, als im heimischen Stadion.

Trainerposse mit Beigeschmack

Aufstiegstrainer Wolfgang Schütte war bereits nach einer Regionalliga-Saison Geschichte. Trotz Platz 10 in der Premieren-Saison übernahm ein Mann die Verantwortung der bereits als Spieler mehr und mehr gezielt in die sportliche Gesamtverantwortung drängte. Ein Spiel, das in der Öffentlichkeit nicht gut ankam. Nach dem letzten Heimspiel der Saison 1997/98 war Schluss für Schütte. Sein spielender Co-Trainer Shefqet Lajci übernahm das Kommando. Und ihm gelang tatsächlich mit seinen bisherigen Mannschaftskameraden etwas außergewöhnliches. Nach einem zwischenzeitlichen Absturz auf Platz 17 belegte die Mannschaft am Ende Platz 5 der Regionalliga. Vereinsvertreter fuhren nach Frankfurt, um sich über das Lizensierungsverfahren zu informieren. Sieben der letzten acht Spiele wurden gewonnen. Der SV Meppen wurde in der regionalen Hierarchie nach der langen Zweitligazeit des SVM abgelöst. Die nächsten Jahre sollte der SV Eintracht das fußballerische Vorzeigeteam der Region sein. Die Eintracht gewann sogar mit 2:0 vor 11.000 Zuschauern bei Eintracht Braunschweig. Minich und Goolkate trafen und die Spieler freuten sich, nur der Schatzmeister nicht. Denn der hatte die sportlichen Erfolge nicht eingeplant.

Pläne für den Stadionausbau reiften

In dieser Zeit gedeihten auch die ersten Pläne für einen Ausbau des Stadions der Eintracht. 2000  war der Traum von der 3. Liga aber schon wieder vorbei, denn der DFB reformierte die Ligen und machte aus vier Regionalligen zwei. Selbst Platz 6 hätte nicht mehr zum Verbleib gereicht. Eintracht stieg als Tabellen-13. zusammen mit dem SV Meppen in die Oberliga Niedersachsen/Bremen ab und sollte dort fortan eine dominierende Rolle spielen.

Spektakulär durch die Oberliga – Doch die Krönung blieb aus

Platz 5, Platz 2, Platz 4, Platz 2 in den ersten vier Jahren. Und mit 75, 84, 80 und gar 90 Saisontoren war Spektakel Trumpf. Der SV Eintracht stand von 2000 bis 2004 für Offensivspektakel. Nachdem Lajci Ende 2000 seinen Hut nahm übernahm kam Hans-Dieter Jürgens an den Heideweg. Immer wieder klopfte Eintracht an die Tür zur Regionalliga. Mäzen Heinz Buscher und sein Team setzten alles auf den Aufstieg. Aber immer wieder gab es ein Team, das am Ende „einen Tacken“ besser war.  Alles Spektakel nutzte nichts. Am Ende war es immer wieder zu wenig und manche Grafschafter unkten gar: „Die wollen gar nicht hoch“. Fußball made am Heideweg war im Amateurbereich eine echte Nummer. Eintracht schaffte es gar 34 Spiele am Stück unter Trainer Jürgens ungeschlagen zu bleiben. Quasi eine ganze Saison. Dummerweise war es aber eine komplette Rückrunde und eine Hinrunde.

Jetzt mit Gewalt! Der Anfang vom Ende?

In der Saison 2003/04 sollte es dann mit aller Gewalt klappen. Heinz Buscher hatte genug von Platz 2. Mit Theo Vonk wurde ein holländischer Profitrainer verpflichtet und es sollte am Ende der schlimmste 2. Platz der Vereinsgeschichte werden. Eintracht schoss 90 Tore und erzielte unglaubliche 82 Punkte. Genauso viele wie die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg, nur die erzielten ein um 7 Tore besseres Torverhältnis. Albers, Cordes, Bayraktar, Durmusoglu, Goolkate, ter Heide, Klimczok, Milosevic, Minich Novaku, Rattelsdorfer, Schmidt, Snyders, Voshaar und Zalla hatten es nicht geschafft. Und das in einer Zeit, in der die Stadionausbau-Träume wahr werden sollten.

Eine gewaltige und wohl eine der besten Spielzeiten der Vereinsgeschichte war zu Ende, und, wenn man heute ganz nüchtern zurück blickt, begann mit ihr der wirtschaftliche und sportliche Niedergang der Eintracht. Der DFB professionalisierte weiter den Bereich der 3. Liga. Alles deutete auf eine eingleisige 3. Bundesliga hin. Ein Ziel, welches unerreichbar wurde und  dennoch gingen die Planungen für eine neue Tribüne weiter.

Vonk musste gehen – Zurück zu den Wurzeln

Die Spielzeit 2004/05 unter Trainer Jochen Wessels und mit einer völlig neu formierten Mannschaft, getragen von den Säulen Cordes, Minich, Milosevic, Albers, Novaku und Goolkate, sollte dann noch einmal etwas besonderes bringen. In der eingleisigen Oberliga Nord, die fusionierte Liga mit Hamburg und Schleswig-Holstein, spielte die Truppe sogar wiederum um den Aufstieg mit. Sehr überraschend, denn die Konkurrenz war groß. Aber ein Mann war der Star der Liga. Gert „Harry“ Goolkate gelang in dieser Spielzeit sage und schreibe 44 Tore und schaffte es hiermit sogar in die Ausgabe 50 des Fußball-Kultmagins „11 Freunde“, der Dezember-Ausgabe. Drei Seiten wurden dem Holländer für diese außergewöhnliche Leistung gewidmet. Auch die Spielzeit darauf war mit einem jungen Team erfolgreich, wiederum Platz 4.

Vollbremsung aus wirtschaftlichen Gründen

In dieser Zeit war der SV Eintracht Nordhorn eine der erfolgreichsten Mannschaften im Fußball-Bezirk Weser Ems. Doch 2007 war Schluss. Statt noch einmal angreifen zu können, trat der Vorstand gezwungenermaßen auf die Vollbremse. Das Stadion war inzwischen zwar fertig, aber es gelang nicht mehr, den Etat für die laufenden Ausgaben darzustellen. Trotz dieser Erkenntnis musste Trainer Wessels Ende 2007 gehen, obwohl ihm keine Neuverpflichtungen zugestanden wurden und ihm nur die guten Talente blieben. Mit ihm ging der langjährige Funktionär Michael Siemer.

Zu retten war der Spitzen-Amateurfußball in Nordhorn in dieser Zeit nicht mehr. Lajci gab sein Trainer-Comeback, doch die finanziellen Mittel ließen kein Comeback des Spitzenfußball zu. Ein fertiges Stadion, aber kein Mannschaft, die dies füllen konnte. Es blieben Highlights im DFB-Pokal, Jugend-Länderspiele und Freundschaftsspiele gegen Bundesligisten. Doch der Liga-Fußball schaffte es bis heute nicht mehr, die Ränge zu füllen.

Eintracht war nicht nur Fußball, er ist aber das einzige, was blieb!

Der Rückblick auf die Geschichte des Klubs ist ein Rückblick auf den Fußball. Nun, der SV Eintracht hat heute nur noch den Fußball, auch wenn der Klub eine neue Abteilung mit American Football gründete. Es gelang nicht mehr, die anderen Abteilungen bei der Stange zu halten. Im Laufe der Jahrzehnte verließen die Schwimmer, die Leichtathleten, die Boxer, die Handballer, die Basketballer, die Tischtennis-Spieler und die Tennis-Spieler den Verein und schlossen sich andern Klubs an. Bei den Handballern wurde es eine Erfolgsgeschichte. Anderen Breitensportgruppen gingen die Sportler aus. Somit bleibt der Fußball, der den Klub 1945 auch zu großen Ehren gebracht hat. Aber auch hier sind wir nicht auf die Entwicklungen der übrigen Mannschaften und des Jugendbereiches eingegangen. Auch wenn es heute kaum einer glaubt, hier hat der SV Eintracht sportlich über Jahrzehnte Maßstäbe gesetzt, aber gleichwohl in den letzten 10 Jahren aber auch viel falsch gemacht.

Zum Schluss: Der Dank an die Vorsitzenden

Somit bleibt mir am Ende noch einen Dank an diejenigen zu richten, die den Verein entscheidend in ihrer Entwicklung beeinflussten, weil sie ihn führten. Fritz Ebers (1945 – 1949), Walter Henn (1949 – 1951), Gerd Klefing (1951 – 1956), Bernhard Mach (1956 – 1957), Gerd Klefing noch einmal 1957 – 1970, Heinrich Klopmeyer (1970 – 1982) Friedel Witte (1982 – 1992), Heinz Buscher (1992 – 2005) und in kurzer Folge Andreas Arnold , Gerd Treiber und nun Freddy van Gils.  Wir denken an dieser Stelle aber auch an Ernst Fuhry, der Mann, der der Eintracht eine sportliche Basis gab. Werner Krömer war über Jahrzehnte die Seele des Vereins. Sie stehen Stellvertretend für viele, die zur Geschichte des Vereins beigetragen haben.

Historische Bilder

Das Bild muss um 1955 gemacht worden sein

von links stehend: Tobo Gehrke, Willy Meyer, Hannes Hoffmann, Ferdi Meyer, Siegfried Kendziora, Dieter Michel, Reiner Kendziora, Helmut Flores

vorne von links: Raki Fieler, Bernd Buscher, Willy Niere